Behandlungsfelder für Kinder

  • Sprachstörungen
    • Sprachentwicklungsstörungen(SES)/ Sprachentwicklungsverzögerungen(SEV): Auffälligkeiten in diesem Bereich zeigen sich sowohl hinsichtlich des eingeschränkten aktiven und/oder passiven Wortschatzes als auch die Nutzung fehlerhafter grammatikalischer Strukturen. Den Kindern „fehlen häufig die Wörter“ um bestimmte Dinge zu benennen, oder haben Schwierigkeiten sprachlichen Anforderungen zu folgen. Zudem zeigen sich Unsicherheiten in der Grammatik: Es kann z.B. zu falscher Bildung von Pluralformen oder fehlerhafter Artikelnutzung kommen, sowie zur fehlerhaften Satzbildung. Es ist sinnvoll hier möglichst früh mit der Therapie zu beginnen, da eine SES/SEV ein erhöhtes Risiko für spätere Lernschwierigkeiten oder für eine Lese- Rechtschreibschwäche darstellt.
    • Late Talker: Als Late Talker werden Kinder bezeichnet, die mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter produzieren und keine Wörter kombinieren (nach Rescorla); per Definition liegen keine anderen spracherwerbsbeeinträchtigenden Störungen vor (wie z.B. Hörstörungen)
  • Sprechstörungen
    Es gibt verschiedene Arten von Sprechstörungen, die sich in zwei Gruppen einteilen lassen: Redeflussstörungen (stottern, poltern) und Störungen in der Bildung von Lauten (Artikulationsstörungen und verbale Entwicklungsdyspraxie). Es ist wichtig diese Störungen rechtzeitig zu erkennen und vor der Einschulung zu überwinden, sodass der Lese- und Rechtschreiberwerb nicht beeinträchtigt ist.

    • Artikulationsstörungen/ phonetisch-phonologische Störungen: Hierbei werden Laute fehlerhaft gebildet oder von anderen ersetzt, wodurch es zu einer unverständlichen Artikulation kommen kann. Am häufigsten für die phonetische Störung ist das sogenannte „Lispeln“, der Sigmatismus. Typisch für phonologische Störungen ist z.B. die Vertauschung von /k/ und /t/: „Kuh“ wird zu „Tuh“.
    • Verbale Entwicklungsdyspraxie: hier weiß das Kind zwar genau was es sagen möchte, kann das Wort jedoch aufgrund einer Störung der sprechmotorischen Programmierungsprozesse nicht korrekt mit den Mund- und Zungenbewegungen ausführen. Es kommt häufig zu Suchbewegungen mit der Zunge und den Lippen, um das Wort bilden zu können. Die Kinder sind dadurch schwer verständlich und eine gezielte Therapie sollte hier schnellstmöglich und hochfrequent begonnen werden.
    • Stottern: Stottern wird in drei Kernsymptome eingeteilt: Wiederholungen von Einzellauten, Silben oder Wörtern (z.B. „P-p-papa“), Dehnungen von Lauten (z.B. „Mmmmmmama“), oder Blockierungen von Lauten (Steckenbleiben der Laute schon vor Sprechbeginn oder während des Sprechens, wobei Zeichen von Anstrengung sichtbar oder hörbar sein können). Zudem zeigen sich häufig Begleitsymptome, wie Mitbewegungen (z.B. Fäuste ballen, Kopfnicken), Vermeidensstrategien und psychische Reaktionen. Die frühe Erkennung, Beratung und anschließend ggf. die Behandlung (bereits ab 2-3 Jahren) stotternder Kinder ist sehr wichtig, damit eine Rückbildung unterstützt und erleichternde Strategien erarbeitet werden können.
    • Poltern: Poltern zeichnet sich dadurch aus, dass die Verständlichkeit des Gesprochenen durch überhöhte Sprechgeschwindigkeit mit Auslassungen oder Verschmelzungen von Lauten, Silben, Wörtern beeinträchtigt ist. Durch stetiges Umformulieren, Abbrechen von Sätzen oder das Nutzen von Floskeln, kann trotz hoher Sprechgeschwindigkeit häufig nur wenig Inhalt vermittelt werden. Im Gegensatz zum Stottern verbessert sich die Symptomatik bei Konzentration.
  • Stimmstörungen
    Bei den Stimmstörungen wird zwischen organischer, funktioneller oder psychogener Stimmstörung unterschieden. Bemerkbar machen sie sich durch einen rauen, gepressten oder/und harten Stimmklang (ohne akuten Infekt). Teilweise kann die Stimme auch ganz weg sein und ist generell nur wenig belastbar.

    • organische Stimmstörungen: diese treten nach Fehlbildungen des Kehlkopfes auf, meistens im frühen Kindesalter. In späteren Lebensjahren entstehen organische Stimmstörungen u.a. aufgrund von Verletzungen im Kehlkopfkopfbereich (Unfälle, Operationen), oder Infektionen
    • funktionelle Stimmstörungen: können z.B. aufgrund von zu intensivem Stimmeinsatz, einer falschen Körperhaltung oder einer Hörstörung auftreten. Die Stimme ist kaum belastbar und bricht schnell weg. Hörbar ist ein gepresster und/oder rauer Stimmklang. Funktionelle Stimmstörungen können sekundär zu organischen Stimmstörungen führen, weshalb eine frühe logopädische Behandlung wichtig ist.
    • psychogene Stimmstörungen: treten bei Kindern selten auf, dann jedoch häufig in Zusammenhang mit einer anderen Störung (z.B. einer Essstörung). Neben der logopädischen Therapie ist hier auch eine psychotherapeutische Betreuung notwendig.
    • Rhinophonie (Näseln): Es handelt sich bei der Rhinophonie um einen nasalen Stimmklang. Dem Patienten gelingt es nicht den Luftstrom, der für das Sprechen benötigt wird, richtig zu lenken. Hier wird zwischen offenem (übermäßige Nutzung des nasalen Klangraumes, z.B. bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten) und geschlossenem Näseln (zu geringe Nutzung des nasalen Klangraumes) unterschieden. Meistens sind die Ursachen organisch (Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Lähmung des Gaumensegels), sie können aber auch funktionell sein.
  • Schluckstörungen
    Schluckstörungen können bei Kindern jeden Alters auftreten. Schon Säuglinge können z.B. aufgrund von organischen Ursachen Schluckstörungen aufweisen, sodass die Nahrungsaufnahme schwer bis gar nicht möglich ist. Häufig treten diese bei Frühgeborenen auf. Auch bei älteren und gesunden Kindern können Schluckstörungen auftreten, hier spricht man von einem pathologischen/fehlerhaften Schmuckmuster, oder auch einer myofunktionellen Störung.

    • myofunktionelle Schluckstörungen: myofunktionelle Störungen fallen häufig erst im Rahmen einer kieferorthopädischen Beratung/Behnadlung auf. Durch ein falsches Schluckmuster entsteht ein muskuläres Ungleichgewicht, durch welches es z.B. zu Zahnfehlstellungen kommen kann. Anzeichen für eine myofunktionelle Störungen sind u.a. Ein offener Mund, starker Speichelfluss, eine hypotone Körperspannung, oder auch Artikulationsstörungen wie der Sigmatismus („Lispeln“)
    • organische Schluckstörungen: organische Schluckstörungen treten nach neuralen Beeinträchtigungen, wie z.B. durch Hirnschädigungen nach einem Unfall oder einer Körperbehinderung auf.
  • Hörstörungen
    Die Ursachen für Hörstörungen können sowohl genetisch (isoliert oder im Rahmen einer erblichen Grunderkrankung), erworben (pränatal, perinatal, oder postnatal), oder idiopathisch (die genaue Ursache bleibt oft unerkannt) sein.
  • Lese- und/oder Rechtschreibstörungen
    Von einer LRS spricht man, wenn die Probleme eines Kindes hinsichtlich des Lese- und Rechtschreiberwerbs massiv und langandauernd sind. Es zeigen sich viele Fehler in der Rechtschreibung und Regeln hierzu können kaum bis gar nicht erlernt/angewandt werden. Es gibt keine typischen „LRS-Fehler“, die Schreibfehler entstehen meist durch eine zu lautgetreue Verschriftlichung von Wörtern  („Muta“ anstatt „Mutter“), oder dem Vertauschen von ähnlichen Buchstaben („b“ vs. „d“). Beim Lesen kommt es ebenso zu Fehlern, die sich z.B. durch Auslassen, oder Tauschen von Buchstaben, durch ein langsames Lesetempo, „Rate-Lesen“ und/oder durch die fehlende Sinnentnahme kennzeichen.